Es ist schon eine Weile her, dass ich diesen interessanten Artikel über Zweisprachigkeit von Francois Grosjean gelesen habe, der das Thema von einer anderen Seite beleuchtet,
aber als ich anfing zu unterrichten, kam das Thema quasi schon in der ersten Stunde
zur Sprache. Meine Schüler dachten natürlich, dass Zweisprachigkeit begehrenswert ist, und dass Klassenkameraden, die zweisprachig aufgewachsen sind,
einen unfairen Vorteil haben.
Nun, wie und wo wir aufwachsen beeinflusst unseren Werdegang
natürlich, aber ich denke es gibt „unfairere“ Kinderstuben, die einen weitaus
größeren Einfluss haben, wie zum Beispiel der soziale Status der Eltern, deren
monatliches Einkommen, das soziale Umfeld, Bildung etc. Aber das ist wieder ein ganz
anderes Thema, auf das ich hier jetzt nicht näher eingehen möchte.
und Dolmetscher betrifft, meiner Meinung nach nicht unbedingt ein Vorteil. Denn
es kommt immer darauf an, wie gut man die betreffenden Sprachen beherrscht, wie
aktiv man sie benutzt, in welcher Sprache man welche Schule besucht hat, in
welchem Land man aufgewachsen ist, wie gut (oder eben nicht) die Sprache
(sowohl was die Grammatik als auch was den Wortschatz betrifft) der Eltern ist,
usw.
„Zweisprachler“ (ein Elternteil war nicht deutscher Muttersprachler), aber
waren sie deswegen die besseren Übersetzer und Dolmetscher? Nein. Im Gegenteil,
bei manchen war ihre zweisprachige Erziehung sogar eher hinderlich, da sie
zuhause eine Mischung beider Sprachen verwendeten und weder die eine noch die
andere wirklich gut (also auf dem zum Übersetzen und Dolmetschen notwendigen Niveau)
beherrschten.
Liebe Frau Betz,
falls Sie irgendwann vorhaben, mit mir gemeinsam ein Buch bzw. Sammlung an Artikeln über bilingualismus und Fremdsprachenerwerb zu schreiben, stehe ich Ihnen gerne jederzeit zur Verfügung.
liebste grüße
Elena