Vom 22. bis 24. Oktober fand in München das erste Technologiewochenende zum Thema erneuerbare Energien statt.
Den Anfang machte eine Führung der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Münchner Messe am Freitagnachmittag. Nachdem sich doch deutlich mehr Teilnehmer angemeldet hatten als erwartet (nämlich insgesamt 107), wurden wir in vier Gruppen aufgeteilt. Aufgrund einiger Verzögerungen wurde diese Einteilung etwas über den Haufen geworfen, was dazu führte, dass die letzte Gruppe, in der ich war, nur aus acht Personen bestand – aber das war ein großer Vorteil, denn im Gegensatz zu den anderen Gruppen gab es keine Probleme mit der Akustik. Dafür mussten wir allerdings auch ziemlich lange warten, bis Georg Wirth von der FH München (Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik) uns an Tor 1 abholte.
Nach einer kurzen Einführung in der Eingangshalle (zum Aufwärmen) über die inzwischen 13-Jahre alte Anlage ging es dann zu der Aussichtsplattform auf halber Strecke des 1km-langen Messegeländes. Oben angekommen hatten wir nicht nur einen herrlichen Blick bis zu den Bergen, sondern konnten auch ein Solarmodul aus nächster Nähe betrachten und uns die spezifischen Fakten und Entwicklungen der Anlage erklären lassen.
Herr Wirth beantwortete unsere vielen Fragen sehr geduldig, und zum Abschluss durften wir sogar noch einen Blick auf den Wechselrichter der Anlage im Keller werfen – ein Privileg, das den anderen Gruppen nicht zuteil wurde, hauptsächlich aus zeitlichen und räumlichen Gründen – es war gerade mal Platz für uns neun.
Am Samstagmorgen ging es dann weiter in den Räumen der FH in der Lothstraße. Obwohl auf dem Programm leider die falsche Hausnummer angegeben war, fanden doch schließlich alle das richtige Gebäude und den richtigen Saal, und nach einer kurzen Begrüßung durch Roland Hoffmann machte Prof. Oliver Mayer von GE Global Research den Anfang mit einem hervorragenden Vortrag über Solarthermie und Wasserkraftwerke. Wir erhielten eine sehr detaillierte Einführung in die Solarthermie und die unterschiedlichen Systeme vom Einfamilienhaus bis zur Großanlage, und auch die Wasserkraft wurde mit ihren verschiedenen Methoden beleuchtet.
Leider gab es Probleme mit dem Beamer, so dass einige der Bilder und Filme nicht sehr gut zu sehen waren, weshalb wir in der Kaffeepause in einen anderen Hörsaal umzogen.
Beim nächsten Vortrag von Dipl.-Ing. Florian Horschke von der Evergy Engineering GmbH ging es um Photovoltaik und die verschiedenen Module und Systeme zur Energiegewinnung aus der Sonne und deren Einsatzbereiche.
Nach der nächsten Pause ging es dann weiter mit dem Thema Biomasse und Bioenergie. Dipl.-Ing. Robert Kunde vom ZAE Bayern (Bayerisches Zentrum für Angewandte Energieforschung e.V.) erklärte die Funktionsweise von Holzöfen, die unterschiedlichen Brennmaterialien (Scheite, Hackschnitzel, Pellets), und die Einsatzbereiche zur Wärmeerzeugung. Zum Schluss ging er auch noch auf Biomasseheizkraftwerke und Biogaskraftwerke ein und sprach zum Thema Feinstaub in der Umgebungsluft.
Nach so viel Information hatten wir uns die Mittagspause redlich verdient, und die leckeren Suppen und etwas Frischluft halfen, sich auf die nächsten Vorträge konzentrieren zu können.
Zunächst referierte Dr.-Ing. Simon Schramm, ebenfalls von GE Global Research, über Windenergie, welche ja inzwischen den größten Anteil an erneuerbarer Energie in Deutschland ausmacht. Er gab einen ausführlichen Überblick über die Entwicklung der verschiedenen Bauweisen von Windkraftwerken und ihrer Funktionsweise, sowie die verschiedenen Einsatzgebiete (z.B. Offshore, in Windparks etc.) und die damit verbundenen Vor- und Nachteile.
Der letzte Vortrag des Tages, von vielen als der interessanteste betrachtet, war zum Thema Geothermie. Dr. Erwin Knapek von der Geothermie Unterhaching GmbH & Co KG und ehemaliger Bürgermeister von Unterhaching erzählte sehr ausführlich und unterhaltsam vom langen und teilweise äußerst steinigen Weg der Gemeinde zu ihrer eigenen Fernwärmeproduktion durch Erdwärme.
Alle Referenten nahmen sich viel Zeit die nicht gerade wenigen und teilweise sehr spezifischen Fragen der wissbegierigen Teilnehmer zu beantworten, was dazu führte, dass der Zeitplan sich etwas nach hintern verschob, aber ob der Informationsfülle und der wirklich hervorragenden Vorträge und kompetenten Referenten nahmen wir das gerne in Kauf.
Der Sonntagmorgen begann mit Workshops in Englisch (Geothermie, Windenergie und Photovoltaik und Solarthermie) und Spanisch (Windenergie und Photovoltaik und Solarthermie); Französisch (Wasserkraft, Photovoltaik und Energieverteilung und Biomasse) und Italienisch (Wasserkraft und Photovoltaik) fanden anschließend ebenfalls parallel statt.
Die Referenten hier waren, bis auf zwei Ausnahmen, allesamt auf ihrem Gebiet erfahrene Übersetzerinnen und Übersetzer, und das war auch für uns Teilnehmer von Vorteil, denn die Referenzen, Recherche-Tipps, Links und Glossare, die teils in Papierform, teils später per Link weitergegeben wurden, waren somit allesamt erprobt und für gut oder zumindest hilfreich befunden. Besonders hervorgeheben sei hier die 500-seitige Diplomarbeit über Geothermie EN-DE von Edda Engert, die eigentlich keine terminologischen Fragen zu dem Thema mehr offen ließ.
Rückblickend lässt sich sagen, dass das ganze Wochenende für den ersten Versuch einer solchen Veranstaltung mehr als gelungen war, sowohl was die Organisation (hier sei das Catering besonders hervorgehoben) als auch was die Themen betrifft. Für mich als relativen Neuling war v.a. auch der Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen sehr hilfreich – beim spontan organisierten Essen am Samstagabend durfte ich meine (erfahrenen) Tischgenossinnen ausgiebig ausfragen und so viele gute Tipps für den Berufsalltag mit nach Hause nehmen.
Die Rückmeldungen der Teilnehmer waren insgesamt sehr positiv, und der Wunsch ein solches Wochenende mit anderen Themen (z.B. IT, Stahlproduktion, Elektrotechnik) und weiteren Sprachen, gerne auch an einem anderen Ort, zu wiederholen wurde mehrfach geäußert. Es war doch eine große Anzahl von weiter her gekommen (z.B. aus Sachsen und Baden-Württemberg, und sogar Düsseldorf), und da lohnt sich die Anfahrt für ein Seminar von ein paar Stunden meist nicht.
V.a. die deutschen Fachvorträge wurden gelobt, denn zum einen boten sie eine gute Grundlage fürs Übersetzen, und zum anderen war den meisten Referenten anzumerken, dass sie von ihrem Thema begeistert waren.
Auch die Führung wurde trotz der akustischen Probleme als gut befunden, denn einmal etwas live zu sehen anstatt nur auf dem Bildschirm ist doch immer interessant und hilfreich.
Es gab nur einige wenige Kritikpunkte, u.a. den etwas zu eng gesteckten Zeitplan (zu kurze Pausen) und die als zu wenig interaktiv empfundenen Workshops. Außerdem hätten sich die meisten Teilnehmer mehr Gelegenheit zum besseren Kennenlernen gewünscht, z.B. durch ein gemeinsames Treffen am Anfang und evtl. einer Vorstellungsrunde o.ä., was bei so vielen Teilnehmern aber natürlich nicht ganz so einfach ist wie bei einem kleineren Seminar.
Das Fazit lautet also: Vielen Dank fürs Organisieren und auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen beim nächsten Technikwochenende!