Nächste Woche fängt hier in Bayern das neue Schuljahr an. (Nicht nur) deshalb finde ich diesen Artikel vom Wissenswinkel zum Thema Rechtschreibung so passend. Denn Hand aufs Herz: Wer unter uns Sprachlern schafft es, ohne Kontrolle einen Text zu kreieren, der orthografisch absolut fehlerfrei ist? Ich bin ehrlich: ich nicht! Und ich verlasse mich auch nicht alleine auf meine Programme, sondern lese alles immer nochmal und nochmal durch.
Und trotzdem geht einem immer wieder etwas durch die Lappen. Bestes Beispiel: Meine Webseite. Als die damals live gehen sollte, hatte ich für alle Sprachen mehrere Andere gebeten, die fertigen Texte durchzulesen. Und trotzdem fanden sich noch Fehler, als die Seite schon online war – entdeckt von Nicht-Sprachlern!
Nobody is perfect – klar, und Programme helfen, aber sich nur darauf verlassen…? Lieber die Kunst der Rechtschreibung weiter üben und perfektionieren!
Hier also der Artikel von Giselle Chaumien:
Eine korrekte Rechtschreibung ist das A und O in der Arbeit eines Übersetzers. Hier ein paar Gedanken zu diesem Thema.
Die älteren Hasen wissen es: Beim Diktat
muss jeder Buchstabe „sitzen“, nur dann ist das Wort richtig
geschrieben. Deshalb heißt es auch Rechtschreibung. Oder Orthographie. Oder Orthografie.
Manche beherrschen sie perfekt, andere weniger – und so mancher steht
mit ihr auf Kriegsfuß: Es geht um die Rechtschreibung. Orthografie
heißt „richtig schreiben“, denn „ortho“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „aufrecht, richtig“. Wenn der Orthopäde derjenige ist, der darin ausgebildet ist („paideia“
heißt „Ausbildung“), Menschen zu helfen, damit sie „aufrecht“ gehen
und/oder sich „richtig“ bewegen, dann sind wir, die wir uns mit Sprache –
Muttersprache und Fremdsprache(n) – befassen, sozusagen
Wort-Orthopäden.
Wir sind darin ausgebildet, unsere Arbeitssprachen, einschl. der
Muttersprache, einwandfrei anzuwenden, sie zu beherrschen – mindestens
in Bezug auf die Rechtschreibung und idealerweise auch hinsichtlich
aller anderen Aspekte, die in diesem Beitrag nicht thematisiert werden.
Doch irgendwann erfanden kleine Teufel, die den Menschen das Denken
abgewöhnen wollten, Programme zur automatischen Rechtschreibkorrektur.
Und dann verließen sich viele auf diese Programme und schoben die
Verantwortung darauf, wenn etwas falsch geschrieben war. Und scherten
sich nicht so sehr um die Rechtschreibung – das Programm werde es am
Ende schon richten.
Traurig ist es schon, dass diese Kunst – im Sinne von Können –
verloren geht. Das ist ein wenig so, als würden Musiker mit der Zeit
verlernen, ihr Instrument zu beherrschen oder Noten zu lesen.
Eine Lieblingsbeschäftigung von Spracharbeitern besteht darin, Fehler
in Fremdtexten, auf Schildern, in Speisekarten, Büchern,
Zeitungsartikeln usw. in den social media zu posten. Doch auch
in den eigenen Posts schleicht sich nicht selten der Fehlerteufel ein.
Neben Tippfehlern, die jedem passieren, sind auch immer wiederkehrende
Rechtschreibmängel festzustellen. Das spielt keine Rolle, meinen Sie?
Mmh, der eine oder andere, der Aufträge hin und wieder weitervermittelt,
lässt sich möglicherweise dadurch beeinflussen und vergibt seinen
Auftrag lieber demjenigen, der auch in seinen Posts die Kunst des
Rechtschreibens unter Beweis stellt.
Selbstverständlich indiskutabel sind Orthografiefehler in
abgelieferten Auftragstexten, Übersetzungen usw. – das geht gar nicht.
Das ist nicht anders, als wenn der Sommelier in einem guten Restaurant
Rotweinflecken auf der Tischdecke hinterlässt, weil er den Wein nicht
sorgfältig einschenkt, oder wenn der Maler den Teppichboden mit
Farbklecksen versieht.
Fünf Prozent Rechtschreibfehler seien doch wohl erlaubt, schrieb vor
einiger Zeit ein Kollege in einem einschlägigen Forum. Aha!? Fünf
Rotweinflecken auf der weißen Damasttischdecke, fünf Farbkleckse auf dem
Teppichboden, das würden Sie kommentarlos als Restaurantgast oder
Auftraggeber des Malers akzeptieren? Schon zwei Prozent
Rechtschreibfehler können das Image eines Unternehmens stark schädigen –
da genügt es, wenn der Buchstabe W im Verb „schweißen” in einem
Firmenflyer fehlt. Auch eine falsche Maßangabe (zum Beispiel m3 statt m2)
kann verheerende Folgen haben, oder es kann teuer werden, wenn statt 10
Spezialseilen nach Kundenspezifikation 10 Spezialkeile geliefert
werden.
CATs und Rechtschreib- bzw. Grammatikkorrektoren gaukeln Qualität
vor. Messbare, d. h. zählbare Rechtschreibfehler können jedoch
bestenfalls ein Qualitätskriterium unter vielen anderen sein. Daher
gilt: Augen auf und besser mehrfach als nur einmal prüfen!
Bessere Lesbarkeit: In allen Texten deckt die männliche Form
(z.B. Übersetzer, Freiberufler, Unternehmer) auch die weibliche Form ab.
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