Letztes Wochenende war die Jahresmitgliederversammlung des VKD (Verband der Konferenzdolmetscher im BDÜ e.V.). Dieses Jahr war ich als Kassenprüferin das erste Mal quasi offiziell daran beteiligt. Meine eigentliche Arbeit hatte natürlich schon vorher stattgefunden, nämlich gemeinsam mit meinem Prüfer-Kollegen sicherzustellen, dass die Schatzmeisterin alles ordnungsgemäß abgerechnet, abgebucht und zugeordnet hatte und auch alle Belege dafür vorlegen konnte. Nachdem es ja das erste Mal war, musste ich mich erstmal hineindenken und organisieren, aber dann klappte es prima und war mit allem Drum und Dran an einem Nachmittag erledigt. Während der JMV haben wir dann unseren Bericht vorgelesen und die Schatzmeisterin entlastet. Also keine große Sache.
Natürlich gibt es noch ganz andere Positionen im Verband, die deutlich mehr Verantwortung und auch Arbeit mit sich bringen, von den Regionalgruppenleiter*innen über die Mitglieder des Redaktionsteams der Verbands-internen Zeitschrift “Kurier” bis hin zu den Vorstandsmitgliedern. Aber alle sind wichtig, und ohne sie würde der Verband die vielen Aufgaben, die er – auch im Auftrag seiner Mitglieder! – hat, nicht oder nur ungenügend wahrnehmen können. Und welchen Sinn hat ein Verband dann?
Dieses Jahr standen auch wieder Wahlen an, und bei den gefühlt “großen” Positionen, nämlich für die zwei Beisitze im Vorstand, gab es zu Beginn der JMV keine Kandidat*innen. Vor zwei Jahren, als der Posten des 1. Vorstands zu vergeben war, hatten wir auch schon das gleiche Problem. Erst am Sonntag, nach vielen Überlegungen und Gesprächen, hatte sich schließlich jemand gefunden. Und auch diesmal meldeten sich im Laufe der Versammlung sogar gleich drei Interessierte. Aber eben erst während der Veranstaltung, und nach einem eindringlichen Plädoyer der 1. Vorsitzenden.
Der VKD ist nicht der einzige Verband, bei dem es zunehmend schwierig wird, Nachfolger für diese ehrenamtlichen Posten zu finden. Und ist das vielleicht das Problem? Dass es ein Ehrenamt ist, und man nicht dafür bezahlt wird, dass man mitunter nicht wenige Stunden seiner Zeit für den Verband opfert? Natürlich gibt es meistens eine Art Vergütung oder Entschädigung, aber wenn man anfängt, den Stundenlohn zu berechnen, macht sich der Verband als Arbeitgeber eigentlich strafbar…
Ich bin ja auch selbst Schatzmeisterin, beim BDÜ LV Bayern, und brauche ehrenamtliche Kassenprüfer*innen, die mir einmal im Jahr auf die Finger schauen und sicherstellen, dass ich gute Arbeit mache.
Ohne meine Vorstandskolleg*innen mit ihren verschiedenen Ressorts und Kompetenzen täte ich mich schwer, die Finanzen gut und angemessen zu verwalten, sodass die Mitglieder für ihre Beiträge auch die Leistungen bekommen, wegen derer sie dem Verband überhaupt erst beigetreten sind.
Wir haben festgelegte Amtsperioden von 2 Jahren, mit der Option zweimal wieder gewählt zu werden – außer die Schatzmeisterin, die hat kein “Verfallsdatum” -, was bedeutet, dass spätestens nach 6 Jahren jemand gefunden werden muss, der oder die das Amt dann übernimmt. Und das ist gar nicht so leicht!
Im Moment bin ich noch gerne die Meisterin der Finanzen, aber irgendwann werde auch ich mein Amt abgeben wollen. Das letzte Wochenende hat mich ermahnt, am besten jetzt schon nach potenziellen Nachfolger*innen Ausschau zu halten, denn die Suche gestaltet sich u.U. schwieriger und langwieriger als man denkt.
Natürlich ist ein Ehrenamt erstmal Arbeit, für die ich (so gut wie) nicht bezahlt werde. Aber das sollte ja auch nicht die Motivation sein, es zu tun. Ob man auch tatsächlich Ehre dafür erwiesen bekommt, möchte ich jetzt so pauschal nicht bewerten; Anerkennung gibt es aber doch zumindest einmal im Jahr bei der Jahresmitgliederversammlung (wenn es nicht gerade grundlegende Vereinsprobleme gibt, aber das ist ja hoffentlich eher die Ausnahme).
Ich kenne Menschen, die ein Ehrenamt übernommen haben, “weil es halt jemand machen muss”. Die sind aber dann auch meistens nicht sehr lange geblieben. Denn so einen Posten aus Pflichtgefühl zu übernehmen ist fast immer gleichzusetzen mit einem gewissen Zwang, selbst wenn er nur innerlich ist. Und das macht dann keinen Spaß, und dafür ist es meistens zu viel Arbeit, als dass man das lange durchhält.
Ohne zumindest ein bisschen Spaß an der Sache, Zustimmung und Anerkennung der Mitglieder, und die eigene Überzeugung, dass ich etwas Gutes und Wichtiges tue, wird jedes Ehrenamt über kurz oder lang zur Qual.
Was aber leider immer mehr Menschen vergessen oder nicht verstehen, ist, dass trotz der manchmal vielen Arbeit, trotz Zeiten von Stress und Spannungen das, was ich persönlich zurückbekomme, das alles mehr als aufwiegt.
Wenn ich sehe, wie meine Arbeit Früchte trägt, im Großen wie im Kleinen, dass Dinge sich bewegen, Menschen vorankommen, Veränderung zum Positiven stattfindet, dann weiß ich, dass es sich definitiv lohnt meine Zeit und Energie einzusetzen.
Und auch ich selbst lerne immer wieder etwas dazu, entwickle mich weiter und wachse. Und dabei ist es egal, ob es sich um den örtlichen Sportverein mit 100 Mitgliedern oder einen Berufsverband mit 1500 Mitgliedern handelt. Es lohnt sich immer ein Ehrenamt zu übernehmen.
Man muss ja nicht gleich mit dem Vorsitz eines Vereins mit 3000 Mitgliedern anfangen. Ich bin damals auch über kleinere Schritte zum Schatzmeister-Posten gekommen, nämlich erst als Lektorin für die Verbands-interne Zeitschrift “BI” und dann als Kassenprüferin. Ich bin inzwischen sogar bei zwei Vereinen Schatzmeisterin und bei drei anderen Kassenprüferin. Bereut habe ich es bis heute noch nicht.
Wer es also noch nie in Erwägung gezogen hat, oder sich noch nicht getraut hat, nur Mut! Und wenn es am Ende doch nicht so sein sollte, wie man sich das vorgestellt hat, gehen kann man immer noch. Es ist ja schließlich ein freiwilliges Ehrenamt und keine Verpflichtung bis ans Ende aller Tage…