Irgendwie verfolgt mich das Thema Sprache zur Zeit…
Als Nachschlag für meinen Post von vorletzter Woche hier noch ein paar erstaunlich aktuelle Zitate, die ich dazu sehr passend finde. (Erstaunlich vor allem, wenn man sich die Lebensdaten einiger ihrer Urheber ansieht!)
Deshalb sollte ein wesentlicher Gesichtspunkt
für den Gebrauch jedes Fremdwortes sein,
ob es unersetzbar ist, weil es eine wirkliche Lücke ausfüllt.
Es wird sich dann herausstellen, daß die Verteidigung
von Fremdwörtern oft nur die Verteidigung
der Bequemlichkeit ist, die wir uns nicht erlauben sollten.
Gustav Heinemann (1899 – 1976)Für ein Volk ist seine Sprache etwas Besonderes. In
ihr wohnt sein ganzer Gedankenreichtum an Tradition, Geschichte,
Religion und Grundsätzen des Lebens, sein Herz und seine Seele. Die
Sprache, in der ich erzogen bin ist meine Sprache. So wie ein Kind alle
Bilder und neuen Begriffe mit dem vergleicht, was es schon weiß, so paßt
unser Geist insgesamt alle Sprachen der Muttersprache an. Sie behält er
auf der Zunge, damit er nachher desto tiefer in den Unterschied der
Sprachen eindringe. Sie behält er im Auge, daß, wenn er dort Lücken
entdeckt, er den Reichtum der seinen, liebgewinne und ihre Armut, wo es
sein kann, mit fremden Schätzen bereichere. Sie ist der Leitfaden, ohne
den er sich im Labyrinth fremder Sprachen verirrt. Nicht um meine
Sprache zu verlernen, lerne ich andere Sprachen, sondern ich gehe bloß
durch fremde Gärten, um für meine Sprache Blumen zu holen.
Johann Gottfried Herder (1744 – 1803)Es ist ein Zeichen, daß wir uns selbst gering achten,
solange wir uns gegen uns und gegen andere Nationen unserer Sprache
schämen. (…) Die Sprache, in der ich erzogen bin, ist meine Sprache.
Nicht um meine Sprache zu verlernen, lerne ich andere Sprachen; nicht um
die Sitten meiner Erziehung umzutauschen, reise ich unter fremde
Völker; nicht um das Bürgerrecht meines Vaterlandes zu verlieren, werde
ich ein naturalisierter Fremder: denn sonst verliere ich mehr, als ich
gewinne. Sondern ich gehe bloß durch fremde Gärten, um für meine
Sprache, als eine Verlobte meiner Denkart, Blumen zu holen: ich sehe
fremde Sitten, um die Meinigen, wie Früchte, die eine fremde Sonne
gereift hat, dem Genius meines Vaterlandes zu opfern.
Johann Gottfried Herder (1744 – 1803)Es ist ein Fluch, in einem Volk als Dichter zu leben, das seine eigene
Sprache nicht kennt, nicht liebt, nicht pflegt, nicht schützt. […] Es
gibt in Europa kein andres Land, in dem man Professor, Arzt, Minister,
Kult(us)minister, Akademiemitglied, Ehrendoktor, Bürgermeister und
Abgeordneter werden kann, alles ohne seine eigene Sprache anständig
reden und schreiben zu können.
Hermann Hesse (1877- 1962)Ein Volk, das seine eigene Sprache verlernt,
gibt sein Stimmrecht in der Menschheit auf
und ist zur stummen Rolle
auf der Völkerbühne verwiesen.
Friedrich Ludwig Jahn (1778 – 1852)