Die Globalisierung bringt nicht nur den weltweiten Austausch von Waren, sondern auch von Menschen mit sich. Heutzutage ist es längst nichts Ungewöhnliches mehr, sich auf eine Stelle im Ausland zu bewerben – auch außerhalb Europas. Ein Lebenslauf ist dabei unerlässlich, allerdings sollte man beachten, dass eine bloße Übersetzung meistens nicht ausreicht, ja, oft sogar das Gegenteil dessen bewirkt, was er eigentlich leisten soll, nämlich einen guten Eindruck erwecken und dem potentiellen Arbeitgeber einen Überblick über Fähigkeiten und Ausbildung zu geben. Im Folgenden ein paar Tipps für Bewerbungen über den Atlantik.
In Europa ist ein Lebenslauf im Allgemeinen eine Liste persönlicher und beruflicher Daten, die nach Datum organisiert sind. Sie beinhalten viele Details, z.B. Angaben über die Grundschule und das Alter der Kinder, die für einen Amerikaner nicht nur irrelevant, sondern möglicherweise auch verdächtig sind (es war so viel Platz im Lebenslauf, dass sie die Grundschule erwähnt haben?).
In den USA ist der Lebenslauf eine Zusammenfassung beruflicher Leistungen, muss nicht alles beinhalten und sollte nicht länger als eine Seite sein. Tatsächlich sind viele amerikanische Lebensläufe nicht nach Datum, sondern nach Leistungen oder Fähigkeiten geordnet. Außerdem wird jeder Lebenslauf auf den potentiellen Arbeitgeber abgestimmt.
Die folgende Liste beinhaltet Dinge, die einem amerikanischen Arbeitgeber eher signalisieren, dass der Lebenslauf künstlich aufgebauscht werden musste, weil es nicht ausreichend „echte“ Inhalte gibt – es sei denn, diese Dinge beziehen sich direkt auf den Job. Diese hauptsächlich persönlichen Informationen sollten nicht in einem Lebenslauf für den amerikanischen Markt zu finden sein:
· Alter oder Geburtsdatum
· Familienstand oder Kinder
· Religion
· Rasse oder Volkszugehörigkeit
· Politische Mitgliedschaften
· Foto
· Unterschrift
· Grundschule, weiterführende Schule
· Minijobs oder Jobs, die nichts mit dem jetzigen Beruf zu tun haben (z.B. Ferienjobs, Kurzzeitjobs, etc.)
· Hobbys oder Freizeitaktivitäten – sie sollten nur eingefügt werden, wenn Platz dafür ist
· Ehrenämter oder Aktivitäten, die als umstritten angesehen werden könnten
Der Grund, warum viele Arbeitgeber diese Informationen nicht gerne im Lebenslauf sehen, ist, dass sie dadurch Gefahr laufen, wegen Diskriminierung in Schwierigkeiten zu geraten. In den USA werden Jobs grundsätzlich (wenn auch nicht immer perfekt) aufgrund von Leistung vergeben, und nicht aufgrund von Alter, Geschlecht, Aussehen etc. Die Erfahrung des Bewerbers sollte für sich selbst sprechen.
Allerdings gibt es keine festen Regeln und natürlich immer auch Ausnahmen, was sehr frustrierend sein kann. Wer sich z.B. für eine Stelle als Fernsehsprecher bewirbt, sollte auf jeden Fall ein Foto beifügen, denn das Aussehen spielt hier eine Rolle. Andererseits wäre es natürlich auch kontraproduktiv, Aktivitäten für eine Partei aufzuführen, wenn man sich für eine Stelle bei der Opposition bewirbt. Gute Kenntnisse der Zielkultur und gesunder Menschenverstand sind hier unerlässlich.
Amerikanische Lebensläufe können entweder chronologisch oder funktional (basierend auf Fähigkeiten und Leistungen) sein. Funktionale Lebensläufe eignen sich besonders für Menschen, die z.B. längere Zeit arbeitslos waren oder sich mehrere Jahre der Kindererziehung oder Pflege und Betreuung älterer Menschen gewidmet haben. Ein chronologischer Lebenslauf ist traditioneller und beginnt immer mit der letzten Anstellung, Ausbildung etc. Allerdings sind auch hier Leistungen und Fähigkeiten unbedingt zu nennen.
Außerdem beinhalten amerikanische Lebensläufe am Anfang im Allgemeinen auch ein so genanntes „Objective“, also ein paar kurze Sätze darüber, was man sich als berufliches Ziel gesetzt hat, erreichen möchte, warum man sich auf diese Stelle bewirbt etc.
Zu guter Letzt ist auch der Stil nicht unwichtig. Englisch ist an sich eine Sprache, die bevorzugt Verben statt Substantive verwendet. Das sollte auch bei der Formulierung im Lebenslauf bedacht werden, z.B. statt „Maintenance and restocking of inventory” besser „Maintained and restocked inventory“.
Ein guter Übersetzer sollte diese Dinge natürlich wissen und einen Lebenslauf auch entsprechend nicht nur übersetzen, sondern auch lokalisieren, also der Zielkultur anpassen.
Hier gibt es Beispiele für Lebensläufe und weitere hilfreiche Webseiten (auf Englisch):