Gestern hatte ich mal wieder einen Dolmetschauftrag der interessanteren, aber auch anstrengenderen Sorte. Zusammen mit einer Kollegin durfte ich bei der Nürnberger Sicherheitstagung, organisiert vom Nürnberger Presseclub, einige sehr spannende Vorträge und Diskussionen dolmetschen. Es ging um den Nahen Osten und Europa, zunächst um Israel und Palästina, dann um den Nahen Osten im Allgemeinen und schließlich um den Iran.
Die vier Redner (u.a. auch der stellvertretende Leiter des israelischen nationalen Sicherheitsrats und der ehemalige Justiz- und Außenminister Klaus Kinkel) haben sehr leidenschaftlich und interessant gesprochen und dann auch debattiert, sowohl untereinander als auch mit dem Publikum, und es war wirklich äußerst interessant und lehrreich. Aber eben weil es so “geladene” Themen waren und alle sehr involviert, ging es meist mit einem hohen Sprechtempo zur Sache, bei dem uns teilweise kaum Zeit zum Luftholen (geschweige denn Nachdenken) blieb.
Ein Beitrag aus dem Publikum wurde in einem besonders schnellen Tempo vorgetragen, woraufhin der Moderator das Mikrofon ergriff und meinte, es sollte doch bitte bedacht werden, dass es zwei Damen hinten im Saal gäbe, ohne die diese Konferenz nicht möglich wäre, und die alles in eine andere Sprache übertragen müssten, was bei einem derartigen Tempo ans Unmögliche grenze.
Diese unaufgeforderte und höchst willkommene, aber leider eher seltene Intervention seitens der Kunden hat zwar nur bedingt geholfen, aber allein die Tatsache, dass es sie gab, ist schon toll. Normalerweise nehmen die Kunden uns Dolmetscher, wenn überhaupt, nur am Rande wahr, und dann meist auch nur, wenn “der Kopfhörer nicht funktioniert” oder ähnliches. Dass beim Reden Rücksicht genommen wird, ist eher die Ausnahme.
Wir haben uns in der Pause natürlich beim Moderator bedankt, der nur voller Bewunderung meinte, er könne sich gar nicht vorstellen, so etwas zu machen, und wie beeindruckt er von unserer Leistung sei. Sowas hört man natürlich gerne, v.a. wenn es ein so anstrengender Auftrag ist!
Und das Beste: Wir haben sowohl in der Pause als auch am Schluss von allen Teilnehmern viel Lob bekommen, oft verbal, aber auch mit Applaus und erhobenen Daumen beim Vorbeigehen an der Kabine. Balsam für die Dolmetscherseele… 🙂